Die Himmelsleiter
Der Herr Bär lag krank im Bett. Er hatte so sehr Kopfweh, dass er nicht schlafen konnte. Die Frau Maus hatte ihm schon einen kühlen Lappen auf die Stirn gelegt und sie hatte ihm einen großen Becher mit warmer Milch mit Honig gekocht, aber es half nichts, der Herr Bär konnte nicht schlafen. „Frau Maus, erzählst Du mir eine Geschichte?“ jammerte der Herr Bär. Die Frau Maus setzte sich ans Bett vom Herrn Bären und fing an zu erzählen:
„Es war einmal, vor langer Zeit, da dachte sich der Mond im Himmel: „Heute Nacht feiere ich ein Fest, das wird so groß und prächtig, dass es niemals jemand vergessen wird!“
Er lud alle Himmelsbewohner dazu ein: die Sterne, die Kometen, die Wolken, den Wind und sogar die Sonne.“
Als es Nacht wurde, begann das Fest. Der Mond hatte für alles gesorgt, es gab reichlich zu trinken und zu essen und die Himmelsmusiker spielten so schön wie nie zuvor. Alle tanzten und feierten und sogar die Sonne wippte fröhlich im Takt.“
„Frau Maus, die Sonne muss doch aber sehr müde gewesen sein vom vielen scheinen tagsüber oder?“, fragte der Herr Bär.
Die Frau Maus nickte:“ Ja Herr Bär, die Sonne war sehr müde von Ihrem anstrengenden Tagewerk und hatte kaum noch Kraft. Aber die Musik war so schön, dass es sie mitriss.
Ein Stern wirbelte besonders fröhlich zur Musik herum und kam dabei versehentlich zu nahe an den Horizont. Er strauchelte und fiel über dessen Kante hinunter zur Erde. Das sah ein anderer Stern und wollte ihm zur Hilfe eilen. Er reckte seine Hand nach dem fallenden Bruder doch auch er verlor den Halt und purzelte über die Himmelskante. Die beiden Sterne fielen und fielen, immer tiefer und tiefer und landeten schließlich auf der Erde in einem dunklen Wald.“
„Oh nein,“ rief der Herr Bär erschrocken, „aber irgend jemand muss Ihnen helfen!“
„Ja Herr Bär, ganz richtig,“ sagte die Frau Maus. „Denn wenn der nächste Tag anbricht und die Sterne nicht in Ihren Himmelsbetten liegen, dann wird ihr Licht für immer erlöschen. Da saßen nun unsere zwei Sterne hielten sich an den Händen und hatten schreckliche Angst.
Indes beriet man im Himmel, wie man den beiden Tollpatschen helfen könnte. Die Wolken fragten den starken Wind, ob er die Sterne wieder hinaufpusten könne. Doch der Wind schüttelte den Kopf: „Nein, so stark bin ich leider nicht.“
Der Herr Bär sah die Frau Maus gespannt an: „Was passierte dann?“
Die Frau Maus machte ein sehr wissendes Gesicht und erzählte weiter: „Da hatte die Sonne eine Idee: „Lieber Bruder Mond, meine Strahlen reichen bis zur Erde hinab und ich denke ich könnte eine Leiter bauen, damit die Sterne hinaufsteigen können.“
Doch der Mond schüttelte nur betrübt den Kopf: „Meine liebe Schwester Sonne, das geht leider nicht. Du hast in der Nacht zu wenig Kraft und dein Licht ist deshalb zu schwach um die Erde zu erreichen. Wenn wir aber auf den nächsten Tag warten, erlöschen meine kleinen Sterne für immer.“
„Nun mein lieber Bruder,“ sagte die Sonne, “ dann musst Du diese Aufgabe übernehmen.“
Aber es war Halbmond und so sehr sich der Mond auch anstrengte, seine Kraft reichte nicht, um eine Leiter zu bauen. Da mussten alle Sterne im Himmel schrecklich weinen, weil Sie dachten, Ihre Sternengeschwister seien für immer verloren.“
Der Herr Bär sah die Frau Maus erschrocken an. Die lächelte aufmunternd und erzählte weiter:
„Keine Angst Herr Bär hör zu wie es weiter geht. Ein ganz kleiner Stern weinte nämlich nicht sondern saß ganz still in der Ecke und sah den anderen zu. Plötzlich sprang er auf und rief: „Ich hab eine Lösung!“
Gespannt drehten sich alle zu dem kleinen Stern um und sahen ihn erwartungsvoll an. „Liebe Sonne, wenn Du und meine größten Brüder- und Schwestersterne unserem Mond Euer Licht schenkt, dann hat er genug Kraft um die Erde zu erreichen.“
Das war eine gute Idee, und sofort begannen die Sonne und die größten und hellsten Sterne den Mond anzustrahlen, und der Mond leuchtet so hell wie nie zuvor. Auch die kleineren Sterne halfen nun mit und schließlich war der Mond so hell geworden, dass seine Strahlen bis auf die Erde, und hinein in den tiefen dunklen Wald reichten, in dem unsere zwei verlorenen Sterne saßen.
Als die zwei Sterne die Himmelsleiter aus Mondstrahlen sahen, kletterten sie so schnell sie konnten hinauf, immer weiter, bis sie wieder im Himmel angekommen waren.
Dort gab es ein großes Hallo! Und alle freuten sich riesig, die zwei Sterne wieder in ihrer Mitte zu haben. Glücklich feierten sie nun ihr Fest weiter und die Musik erklang bis in die tiefe Nacht hinein.
Die Sonne aber hatte dem Mond ihr letztes bisschen Kraft geschenkt und war nun so müde, dass sie sich schon ins Bett gelegt hatte und tief und fest eingeschlafen war.
Und so passierte etwas, was noch nie seit Menschengedenken passiert war. Als der Tag anbrach, ging keine Sonne auf, denn die lag immer noch in Ihrem Bett und hatte verschlafen!“
Die Frau Maus hatte fertig erzählt und schaute auf. Da sah sie, dass der Herr Bär schon friedlich eingeschlummert war. Sie deckte ihn mit seiner kuscheligen Decke zu, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und schlich ganz vorsichtig aus dem Zimmer, damit der Herr Bär sich richtig gesund schlafen konnte.
